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So leben Polarwölfe

in Wölfe in Alaska und Kanada 10.11.2014 18:55
von Karin Maurer • 234 Beiträge

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Selbst die Eskimos bekommen ihn selten zu Gesicht. Aber "Amarok", der "riesige Wolf", hat seinen festen Platz in den Mythen und Sagen der kanadischen Ureinwohner. Gejagt haben sie ihn kaum. Zu tief verwurzelt ist der Respekt vor dem Phantom der Eiswüste, dem Polar- oder Arktiswolf, der dort überlebt, wo der Hochsommer unseren harten Wintern gleicht.

Die Landschaft und das Klima auf den kanadischen Arktisinseln wie Ellesmere Island und im Norden Grönlands stehen für das trostlose Ende der Welt: kurze, dunkle Tage, schneidend kalte Winde, Schneestürme, Dauerfrost bis minus 50 Grad. Schützende Wälder gibt es nicht, dafür Eisberge, Schneefelder, Gletscher, Felsen und schroffe Küsten. Auf den wenigen, spärlich bewachsenen Wiesen grasen Karibus und Moschusochsen. In dieser Umgebung behauptet sich Canis lupus arctos, der mit bis zu 80 Kilogramm größte und kräftigste Wolf und das zweitgrößte Raubtier der Polarregion. Mit seinem weichen weißen Fell, dem kompakten Körper, der kurzen Schnauze und den bernsteinfarbenen Augen gilt er vielen als der schönste seiner Gattung.

"Die weißen Wölfe entsprechen am meisten dem Kindchenschema", bestätigt Verhaltensforscherin Dr. Marion Ebel aus Hanau. Sie hat drei dieser Tiere mit der Flasche aufgezogen und an sich gewöhnt. Die heute sechs Jahre alten Geschwister Ayla, Khan und Scott sind der Zuschauermagnet im Hanauer "Wildpark Alte Fasanerie" bei Frankfurt. Die hellen Tiere wurden nicht nur wegen ihres Schauwerts gewählt: "Polarwölfe sind weniger menschenscheu und sozialer als ihre südlichen Verwandten", so Marion Ebel. "Wahrscheinlich, weil sie nicht jahrhundertelang verfolgt wurden und ihr Zusammenhalt sehr stark ist. Sonst würden sie in der Arktis auch nicht überleben."

Ein besonders dickes Fell

Die weißen Wölfe sind von Kopf bis Fuß auf Schlechtwetter eingestellt: Ihre Ohren sind rundlicher und kleiner als bei den Grauwölfen und kühlen deshalb nicht so stark aus. Das Winterfell ist mit 6500 Haaren pro Quadratzentimeter ungewöhnlich dicht. Und der Polarwolf trägt warme Puschen: Selbst die Unterseite seiner Pfoten ist zum Teil mit Pelz besetzt. Die Kälte hält den Tieren allerdings auch ihren größten Feind vom Leib: den Menschen. Der Polarwolf ist zwar selten, aber als einzige Wolfsart nicht bedroht.

Auch der stärkste Wolf braucht sein Rudel. Die Mär vom "einsamen Wolf" stimmt genauso wenig wie die Vorstellung von dem Rudel als einem wild zusammengewürfelten Haufen, an dessen Spitze ein Alpha-Tier alle anderen wegbeißt bis hinab zum Omega-Wolf, dem Prügelknaben. Diese strenge Hierarchie bildet sich nur, wenn nicht miteinander verwandte Wölfe im Gehege gehalten werden.

Ein Wolfsrudel in der Wildnis besteht in der Regel aus einem Elternpaar mit Welpen und dem Nachwuchs aus dem Vorjahr. "Viel passender sind die Bezeichnungen Vater- und Mutterwolf, die den Vorrang in ihrer Familie genießen", sagt der amerikanische Wolfsforscher L. David Mech, der über Jahre ein Rudel in der Nähe der sommerlichen Wurfhöhle auf Ellesmere Island beobachtet hat. Die Wölfin sucht im Frühjahr eine schützende Höhle oder einen Felsvorsprung auf, um ihre etwa acht Jungen zur Welt zu bringen. Auch die erwachsenen Geschwister und der Rüde wirken bei der Aufzucht mit: Sie spielen mit den Welpen und helfen bei der Jagd auf Hasen, Mäuse oder Lemminge. An große Tiere wie Karibus oder Moschusochsen wagen sich Wölfe nur in der Gruppe. "Und nicht jede Jagd hat Erfolg", sagt Ebel. Beute ist rar in der Polarzone.

Das Revier eines weißen Rudels entspricht etwa der zweifachen Fläche Hamburgs. Der Zusammenhalt im Rudel wird durch Berührungen, spielerische Kämpfe, das Lecken der Lefzen und das gemeinschaftliche Chorgeheul wach gehalten. Eine Kostprobe davon bekommt Marion Ebel zu spüren, wenn sie ihr Wolfstrio besucht. Die Tiere springen an ihr hoch. Die Biologin versenkt ihren Kopf in das Fell. Sie krault Ayla, Khan und Scott. "Aber natürlich halten wir keine Kuscheltiere", stellt Ebel klar. Ein paar Kratzer bekommt sie schon mal ab, gebissen wurde sie noch nie. "Wölfe sind sehr intelligent und überlegt. Wenn einer zubeißt, dann mit Absicht." Mit den Wölfen zu heulen gehört für sie dazu. "Das Geheul hat viele Funktionen: Dabei geht es um Kontakt, Jagd, Partnerschaft oder um das Gruppenheulen im Chor, das ist wie ein Small Talk unter Freunden."

Hoffen auf Nachwuchs

Bei ihren Führungen stimmt sie mit ihrer Kopfstimme ein paar hohe Heultöne an, dann antwortet Ayla, das ranghöchste Weibchen, zuerst. Jetzt im Winter heulen die Tiere hormonell bedingt besonders viel. Im Januar ist Paarungszeit. Im kommenden Mai erwartet Ebel Wolfswelpen – aus einem anderen Tierpark. Dann zieht sie drei Monate in ihr Büro im Wildgehege und füttert ihre Schützlinge, die quer durch die Aufzuchtstation turnen, alle drei Stunden mit Spezialmilch. Ihre große Hoffnung: "Ein Rudel mit eigenem Nachwuchs."

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